Medizin

Tattoos können das Krebs-Risiko erhöhen

Zwillingsstudie bestätigt erhöhtes Risiko tätowierter Menschen für Hautkrebs und Lymphome

Foto eines bunten Tattoos auf dem Oberarm und der Schulter einer Frau
Tattoos werden immer beliebter. Doch die Farbe könnte langfristig Tumore verursachen. © commablack/iStock

Körperschmuck als Krebsherd? Tätowierungen können das Risiko für Hautkrebs und Lymphome erhöhen – vor allem wenn die Tattoos größer und älter sind. Darauf deuten Daten einer dänischen Zwillingsstudie hin. Demnach steigt das Hautkrebsrisiko durch Tattoos um das 1,6-Fache, das von Lymphdrüsenkrebs um das 1,3-Fache. Mögliche Ursache dafür ist die Anreicherung von Tätowier-Pigmenten in den Lymphknoten. Dies könnte die Immunabwehr stören und die Tumorentstehung begünstigen.

Immer mehr Menschen lassen sich tätowieren. Inzwischen haben schätzungsweise bis zu 25 Prozent aller Menschen ein oder mehrere Tattoos. Bis zum Alter von 25 Jahren sind sogar vier von zehn Frauen und drei von zehn Männern tätowiert, wie Daten aus einer dänischen Zwillingsstudie zeigen. Das mag zunächst wie eine harmlose gesellschaftliche Entwicklung erscheinen, bei der sich Normen und Schönheitsideale verändern und die jahrtausendealte Tradition an Akzeptanz gewinnt.

Foto eines schwarzen Tattoos auf der Hüfte einer Frau
Pigmente aus der Tinte können sich in den Lymphknoten ablagern. © Rawpixel/iStock

Wo landet die Tattoofarbe?

Doch der Trend hin zu mehr Tattoos könnte auch die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen. Denn Tätowierfarbe bleibt nicht nur in der Haut, in die sie injiziert wurde. Partikel aus der Tinte und von der Nadel können auch ins Blut gelangen und durch den Körper wandern. Sie sammeln sich dann unter anderem in den Lymphknoten an, wie frühere Studien bereits gezeigt haben.

Die Lymphknoten sind jedoch ein wichtiger Teil des Immunsystems und helfen, Infektionen zu bekämpfen und Schadstoffe aus dem Körper zu filtern. Das wirft die Frage auf, welche gesundheitlichen Auswirkungen ihre Kontamination mit Tätowierpigmenten auf lange Sicht haben könnte.

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Zwillinge im Vergleich

Dieser Frage sind nun Forschende um Signe Bedsted Clemmensen von der Universität Süddänemarks (SDU) nachgegangen. Dafür werteten sie Gesundheitsdaten von gut 2.360 Zwillingspaaren aus einer großen dänischen Zwillingsstudie aus. Sie umfasst Zwillinge, die zwischen 1960 und 1996 geboren worden waren. Das Team analysierte, welche Art von Tätowierungen die inzwischen erwachsenen Teilnehmenden haben, ob sie an Krebs erkrankt sind und, wenn ja, an welcher Art von Krebs.

„Das Besondere an unserem Ansatz ist, dass wir Zwillingspaare vergleichen können, bei denen nur ein Zwilling an Krebs erkrankt ist, die aber ansonsten viele genetische und umweltbedingte Faktoren gemeinsam haben“, erklärt Seniorautor Jacob von Bornemann Hjelmborg von der SDU. „Damit haben wir eine stärkere Methode, um zu untersuchen, ob die Tätowierungen das Krebsrisiko beeinflussen.“

Große und alte Tattoos erhöhen das Risiko

Die Auswertung ergab: Tätowierte Menschen erkranken tatsächlich häufiger an Krebs. Bei den tätowierten Testpersonen wurden etwa 1,6-mal häufiger Hautkrebs und 1,3-mal häufiger Lymphome diagnostiziert als bei Menschen ohne Tätowierungen, wie Clemmensen und ihre Kollegen feststellten. Dies bestätige einen schon 2014 in einer schwedischen Studie ermittelten Zusammenhang von Tattoos mit Lymphomen.

In der aktuellen Studie war der Zusammenhang zwischen Tattoos und Krebs dann am deutlichsten, wenn die Tätowierungen größer als eine Handfläche waren. Personen mit solchen Tattoos erkrankten etwa zwei- bis dreimal so oft an Hautkrebs und Lymphomen wie Untätowierte. Zudem traten Lymphome häufiger auf, wenn mehr Zeit seit dem Stechen des Tattoos vergangen war. „Das deutet darauf hin, dass sich umso mehr Tinte in den Lymphknoten ansammelt, je größer das Tattoo ist und je länger es da ist“, sagt Bedsted Clemmensen.

Pigmente als Entzündungsauslöser?

Nach Ansicht des Teams sprechen diese Ergebnisse dafür, dass Menschen mit Tätowierungen tatsächlich ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten haben, darunter Hautkrebs und Lymphome. Ob die Tattoofarbe die Funktion der Lymphknoten, der Haut oder anderer Organe schwächt, geht aus den Daten zwar nicht hervor. Das Team um Bedsted Clemmensen vermutet jedoch, dass die Farben chronische Entzündungen in den Lymphknoten auslösen, die zu abnormalem Zellwachstum und schließlich Tumoren führen könnten.

„Wir können sehen, dass sich Tintenpartikel in den Lymphknoten ansammeln, und wir vermuten, dass der Körper sie als Fremdstoffe wahrnimmt“, erklärt Koautor Henrik Frederiksen vom Universitätsklinikum Odense. „Das kann bedeuten, dass das Immunsystem ständig versucht, auf die Tinte zu reagieren.“

Spielt die spezifische Farbe eine Rolle?

Wie und wie stark sich Tattoos auf das Immunsystem in den Lymphknoten auswirken, wollen die Forschenden nun weiter untersuchen, um die molekularen Mechanismen und die daraus resultierenden Gefahren besser zu verstehen.

Dabei soll auch geklärt werden, ob manche Tintenfarben problematischer sind als andere. „In unserer Studie sehen wir keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Krebs und bestimmten Tintenfarben, aber das bedeutet nicht, dass die Farbe irrelevant ist. Aus anderen Studien wissen wir, dass Tinte potenziell schädliche Substanzen enthalten kann. Zum Beispiel verursacht rote Tinte häufiger allergische Reaktionen“, erklärt Bedsted Clemmensen. Aber auch schwarze Tinte – die beliebteste Tattoofarbe – enthält potenziell krebserregende Substanzen. (BMC Public Health, 2025; doi: 10.1186/s12889-025-21413-3)

Quelle: Universität Syddansk

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